Das Krippenwesen im Bezirk Braunau

Zu den bedeutendsten und wohl auch innigsten Schöpfungen der Volkskunst zählt die Krippe, insbesonders die Weihnachtskrippe.

Seit der Hl. Franz von Assisi zu Weihnachten 1223 in Greccio in einer "lebendigen Krippe" das wunderbare Geschehen der Geburt Christi darstellen ließ, haben viele Maler, Bildhauer, Schnitzer und andere Künstler ebenfalls versucht, dieses Geheimnis unseres Glaubens auf ihre Art und Weise durch großartige Werke auszudrücken.

 

Beim Begriff Krippenbau dachte und denkt man spontan an das Salzkammergut, an Garsten und das Steyertal sowie an Tirol, die wohl die bedeutendsten Krippenlandschaften Österreichs sind und waren.

 

Ganz unbedeutend war aber auch das Innviertel und der Bezirk Braunau nicht. Aus dieser Region kamen ebenfalls große Künstler wie z.B. Schwanthaler, um nur einen zu nennen, welche in ihren Werkstätten wahre (Krippenbau-)Meisterwerke schufen.

Freilich war früher der Besitz einer Weihnachtskrippe auf Kirchen, Klöstern und Bürgerhäuser beschränkt.

 

Im Bezirk Braunau waren und sind noch alte, wertvolle und wunderschöne Kirchenkrippen vorhanden, welche mit Freude zu Weihnachten aufgebaut werden. Meist sind es große Darstellungen mit wertvollen geschnitzen oder mit bekleideten Figuren mit Wachs oder Holzköpfen, aber auch bewegliche Krippen gibt es in unserer  Gegend. Nicht selten ließen sich durch Umbauten und Umstellen der Figuren verschiedene Wechselszenen darstellen.

 

Doch durch unsachgemäße Lagerung und Aufbewahrung, mangels Interesse so manchens Pfarrers oder Meßners, aber auch durch Diebstahl wurde manches unersetzliche Stück zerstört oder verschwand im Laufe der Zeit. Viele von den alten Krippen wurden im Lauf der Zeit von Händlern aufgekauft, wanderten ins Ausland oder ins Museum. Sogar mutwilligerweise wurde so manches "Klump an Krippe" einfach zerstört.

 

Durch die Initiative von Kennern und Interessenten der religiösen Volkskunst wurden viele Krippen in den letzten Jahrzenten aus ihrem Dornröschenschlaf hervorgeholt, zum Teil erneuert und restauriert und somit der Nachwelt erhalten. Auf diesem Gebiet sind die Krippenfreunde Oberes Innviertel sehr aktiv und betreuen so manche Kirchenkrippe. Nicht nur reiche Bürger sondern auch die einfache oder arme Familie auf dem Land hatte ab Mitte des 19. Jhdt. sein Kripperl. Freilich sah dieses ganz anders aus . 

Meist waren es nur ein paar Wurzeln, ein selbstgezimmerter Stall oder eine Hütte mit ein paar einfachen Mand´ln.

Später kamen Papierkrippen hinzu sowie Ausschneidebögen für Stall und Figuren, die besonders für Laubsägearbeiten geeignet waren.

 

Besonders erwähnt sei hier auch jener Innviertler, der an der Verkündigung der Geburt Christi durch das bekannte Lied "Stille Nacht,Heilige Nacht", das seit der Erstaufführung in Oberndorf bei Salzburg am 24.12. 1818 rund um die Welt geht, beteiligt war.

 

Wesentlich für den Volksglauben waren im Innviertel und im benachbartem Bayern die Passions - oder Osterkrippen. Einst stand an den Kartagen fast in jeder Kirche ein sogenanntes Heiliges Grab .

Die Ausführungen waren verschieden: vom einfachen Aufbau bis hin zum mächtigen Barockgrab. Es waren sämtliche Stilepochen vertreten.

 

Ob schlicht, reich bemalt, flankiert von Engeln und Wächtern oder geschmückt mit Blumen und buntfärbigen Glaskugeln, der Sinn war der selbe: man wollte den Christen das Leiden und Sterben, aber besonders die Auferstehung des Herrn bildlich nahebringen .

 

Leider sind im Bezirk Braunau nur wenige Hl. Gräber übrig geblieben und nur wenige davon werden auch heute noch aufgestellt.

 

Es berührt uns, wenn die Geburt, das Leiden, der Tod und die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus nicht nur das Evangelium,

sonder in den verschiedenen Krippenformen anschaulich vor Augen geführt wird.

 

Irgendwo habe ich gelesen :

 

Es gibt keine historischere Nachricht als diese :

 

Der Gott, der den Kosmos begründete,

Milliarden von Galaxien zu einem unvorstellbarem Ziel  bewegt.

Dieser Gott kommt auf den kleinen blauen Planet , genannt Erde.

Er kommt in einer Frau zur Welt                                                                                 und legt sich als Kind in den Stall von Bethlehem.                                                    Das ist undenkbar, unfaßbar und unglaublich.

Aber es geschieht : Gott wird Mensch!

Dieser Gott hat unter  den Menschen gelebt,

hat für uns gesühnt und  gelitten -

ja Er ist sogar für uns gestorben,

damit Er durch die Auferstehung  uns retten kann!

                                                                                                                             Josef Manglberger   

                                                                                                                                            Dez. 1999

                                                                                                                          

                                      

 

 

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Geschichte der Krippe

 

Der Name "Krippe" ist von Futtertrog genommen, in den nach dem Evangelisten Lukas (2,7) das Christkind gelegt wurde. Wir nennen heute gewöhnlich eine Krippe die Zusammenstellung von Einzelfiguren, mit denen die Weihnachtsgeschichte der Bibel (und auch weltliche Szenen) vorgeführt werden.

 

Der Ursprung der Krippe ist das Krippenspiel. Den des Lesens unbändigen Leuten wurde einst in der Kirche die Weihnachtsbotschaft nicht nur in Worten verkündet, sondern auch in bildlicher Darstellung gezeigt und

dramatisch vorgespielt und zwar in lateinischer oder deutscher Sprache.

Vorführungen dieser Art wurden bei uns besonders in den Klöstern wie Lambach, Kremsmünster und St.Florian gepflegt.

 

Ein besonderer neuer Impuls ging von der Weihnachtsfeier aus, die FRANZ VON ASSISI im Jahre 1223 im Walde von Rieti hielt. Eine echte Krippe mit Heu und ein wirklicher Ochs und ein Esel halfen die Geburt des Christkindes im Stall lebendig zu machen. Sah man vorher das Kind

gerne fast thronend im Schoße der Mutter, so vertiefte sich jetzt die Andacht in die Betrachtung einer Ankunft Christi in einem armen Stall unter dürftigen Verhältnissen (Franziskanische Armut).

 

Das Krippenspiel wurde nach und nach erweitert und durch weltliche Figuren belebt, 2.8. die Herbergssuche mit Wirten usw.

 

Diese Verweltlichung führte aber dann dazu, die Spiele nun vor der Kirche und an anderen Orten aufzuführen.

 

Seit der Spätgotik gibt es die meist aus geschnitzten Einzelfiguren bestehenden Weihnachtskrippen, wie z.B. die in der unteren Zone (Predella) des Pacher Altares in St. Wolfgang. Sie waren je nach Anlaß versetzbar.

Je nach dem Evangelium der Feste und Sonntage des Kirchenjahres wurden nicht nur die Szenen der Geburt Christi, die Verkündigung der Hirten, ihre Anbetung, der Auszug und die Huldigung der drei Könige, sondern

auch Gruppen mit Herodes, Flucht nach Ägypten, Kindermord in Bethlehem usw. nacheinander in den Kirchen aufgestellt.

 

Dieses Auswechseln geschah bis zum 2. Februar, dem Ende der Weihnachtszeit und dem Beginn des Faschings.

 

Im Zeitalter der Aufklärung kommt es in Österreich zum Verbot der Weihnachtsspiele und des Aufstellens von Kirchenkrippen. Es ist, als ob sich nach 1750 das Volk in der nun gerade besonders aufblühenden Krippenpflege in den Häusern einen Ersatz dafür geschaffen hätte.

 

Das Krippenbrauchtum in Oberösterreich

 

Frommer Sinn und der Spieltrieb haben gerade in unserem Lande (neben Tirol) zahllose Hauskrippen in den letzten Jahrhunderten entstehen lassen. Besonders im Salzkammergut - um Gmunden, Ebensee und Bad Ischl  wurde und wird dieses Brauchtum gepflegt. Um für große Krippenlandschaften Platz zu schaffen, werden manche Einschränkungen im Hause während der Weihnachtszeit hingenommen (Kinder schlafen unter der großen Krippe).

Es gilt auch etwas, eine schöne Krippe zu haben und beim üblichen "Krippenschauengehen" Anerkennung zu finden.

 

Die Szenerie ist die heimatliche Landschaft mit Almen und Bergen. In den Figuren neben den heiligen Gestalten, von den Hirten angefangen, sehen wir eine Selbstdarstellung des Volkes. Im 19. "geschichtlichen" Jahrhundert kommt dann die sogenannte orientalische Krippe auf mit der entsprechenden, morgenländischen Landschaft und den Beduinen als Hirten  (Linzer Domkrippe). Nicht gerade zum Vorteil der künstlerischen Qualität wird auf geographische und Völkerkundliche Richtigkeit gesehen. Denn wurde früher aus lebendiger Anschauung im Krippenbau geschaffen, wenn es um die heimatliche Gegend, den Krippenberg oder um den bodenständigen Typus der Figuren ging, so war jetzt nur das Wissen auf Grund von Abbildungen bestimmend. Bei den "exotischen" Elementen wie Bethlehem,Heilige Drei Könige, betätigte sich früher die Phantasie frei nach wenigen bekannten Motiven, wobei etwa die Türkenzeit des 17. und 18. Jhd. die Vorbilder gab (Könige mit Turbanen). Nun suchte man sachliche Richtigkeit mit dem Ergebnis trockener, steifer Formen.

 

In letzter Zeit hat man wieder mehr an die volkstümliche Art angeknüpft und sich dabei meist auf die wichtigsten Figuren beschränkt.

 

Kraxenträgerkrippe oder Herzeigekrippe:

 

Solche Krippen (Trag—Hänge—Stehkrippen) trugen wandernde Händler die sogenannten Kraxenträger - mit sich, um Dorfgreißler oder Krippenbauer mit Figuren zu versorgen. Die Figuren wurden auf Bestellung geliefert.

Man konnte aber auch ganze Krippenkästen bestellen und kaufen.

 

Auch auf Kirtagen oder Christkindlmärkten konnten Figuren und Krippen erworben werden. Der Kraxenträger war meist der Zwischenhändler. Die Erzeuger waren Tischler,Drechsler, Maler, Schnitzer oder auch Haus-bzw. Dorfgemeinschaften, die ganz oder teilweise davon lebten.

Aus diesen Gemeinschaften entstand die sogenannte Hausindustrie, die aber neben Krippen, Kreuzen und Spielzeug auch allerlei Sachen für den täglichen Gebrauch erzeugten.

 


Krippenkalender

 

Zeit                             Krippenszene

15.Dezember:         

Aufstellung der Herbergsuche neun Tage vor der Geburt 

 (Josef und Maria, Esel, Wirt)

Hirtenfeld (Hirten mit ihren Schafen auf den kargen Weiden)

 

24.Dezember:       

Geburt Christi (Jesukind, Josef,Maria, Esel, Ochse, Schaf vor der Krippe)

Über der Krippenhöhle soll der Schriftzug "GLORIA IN EXELSIS DEO"     

(Ehre sei Gott in der Höhe) angebracht werden oder die "GLORIOLA"

(Verkündigungsengel mit Schriftzug) aufgestellt werden.

 

25.Dezember:        

Anbetung von Jesu durch die Hirten

(Hirten mit ihren Schafen vor der Krippe)

 

6.Jänner:                  

Anbetung der Weisen aus dem Morgenland (Heilige Drei Könige mit

ihren Tieren - Kamel,Pferd und indischer Elefant)

 

25.Jänner:                

Flucht nach Ägypten - neun Tage vor dem Abbau der Krippe zu Maria

Lichtmess (Josef,Maria mit Jesukind auf dem Schoß, Esel).

Hirtenfeld (Hirten mit ihren Schafen)

 

2.Februar (Maria Lichtmess):               

Abbau der Weihnachskrippe

Ende "Weihnachtskreis" - 40 Tage nach Weihnachten